Gemeindezentrum
Vom Gutshaus zum Gemeindezentrum
Das Gutshaus war und ist prägendes und dorfbestimmendes Gebäude in Salow - früher als
Mittelpunkt des Gutes und seiner Herrschaft, heute als Zentrum dörflichen Lebens. Dazwischen hat es viele Herren erlebt und könnte von vielen Geschichten berichten.
Der Bau fällt in die Zeit des Gutsbesitzes der Familie Hahn zu Kuchelmiß und Remplin. Der Baubeginn ist nicht exakt festgehalten worden. Die eine Quelle aus den „Oertzen-Blättern"
Nr. 5 vom November 1972 spricht von dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts, das heißt zwischen 1725 und 1750. Die andere Quelle aus der Chronik benennt 1758 als Baubeginn.
Beide Angaben liegen nicht so weit auseinander. In der Schmettauschen Karte von 1780 ist das Gutshaus als Teil der Gutsanlage enthalten.
Ursprünglich gebaut wurde es als eingeschossiger geputzter Eichenfachwerkbau unter einem Mansardendach . Diesen Ursprung sehen wir heute noch als nach Süden (zum Spielplatz) gerichteter Gebäudeteil, der heute den Saal und Teile der Gaststätte sowie im Dachausbau zwei Wohnungen beinhaltet. Der Funktionsteil der Gaststätte ist 1988 - 1990 vorgebaut worden.
Im ursprünglichen Bauwerk gab es getäfelte Räume mit barocken Profilen in Rahmen und
Füllungen. Legendär ist das noch heute erhaltene und wieder hergestellte so genannte
,.Ochsenauge", so heißt das sehr schön mit1einem Bogen verzierte Mansardenfenster.
Eine einstöckige massive Erweiterung im rechten Winkel zum Hausbau erfolgte um die Mitte des 19. Jahrhunderts (Westseite parallel zum Teich).
1892 wurde dieser Teil zweistöckig mit einem 6m hohen Turm und einem im ersten Stock
gelegenen Festsaal ausgebaut. Die Räumlichkeiten waren mit Stuck verziert, die Beheizung erfolgte über Kamine und Kachelöfen. Rechts vom und hinter dem Gutshaus war ein so genannter Lustgarten zum Wandeln und Verweilen angelegt. Zu Gutszeiten bestand der
Eingangsraum im Winkel zwischen den beiden Gebäuden aus einem reich verzierten Holzvorbau.
Architektonisch ist das Gutshaus nicht besonders wertvoll, es war im Zusammenhang mit
der Gründung des Hauses Salow derer von Oertzen lediglich ein Funktionalbau im Rahmen des gut funktionierenden Unternehmens. Ulrich von Oertzen war der letzte Gutsbesitzer auf Salow. Er starb 1936. Bis 1945 bewirtschaftete dessen Witwe mit einem Verwalter das 1.125 ha große Gut.
Danach begann eine sehr wechselvolle Geschichte des Gutshauses. Zunächst übernahm von 1945 - 1946 der russische Kommandant die Macht. In dieser wie auch in der folgenden Zeit herrschten Plünderung und Vandalismus vor. Wertvolle Einbauten sowie verbliebene Möbel und Einrichtungen wurden ausgebaut und entwendet. /
Über einen langen Zeitraum diente das Gutshaus, mehr als 20 Familien in allen Etagen bis
unters Dach als Wohnungen für Einheimische, Flüchtlinge und Zugezogene.
Das Gutshaus ging das Eigentum der Gemeinde über, die jedoch zu DDR-Zeiten damit
überfordert war. Teilweise erfolgte die Nutzung auch als Kindergarten mit angeschlossener Küche. Ebenfalls war im Ursprungsteil des Gutshauses der Saal vorhanden, welcher schon zu DDR-Zeiten für Veranstaltungen genutzt wurde.
Unter dem Saal befindet sich ein Kellergewölbe, welches zu Gutszeiten zum Kühlen von Lebensmitteln genutzt wurde.
Noch 1988 bis 1990 erfolgte der Um- und Ausbau der Gaststätte im Gutshaus. Die Verhältnisse der Gaststätte im MKN-Verwaltungsgebäude entsprachen nicht mehr den Anforderungen.
Auf Initiative der damaligen DBD-Ortsgruppe und insbesondere von Wilfried und Egon Tack wurde eine völlig neue Gaststätte errichtet. Im Anbau konnten die Funktionsräume wie Küche, Schankraum und Ölheizung untergebracht werden. Der Gastraum und der Saal erhielten ein völlig neues Aussehen und im hofseitigen Teil wurden die Sanitäranlagen untergebracht.
Damit wurde eine Gaststätte geschaffen, die den modernen Anforderungen entspricht. Erste Pächter der Gaststätte (Eigentümer ist die Gemeinde) waren Herr und Frau Mühlforte. 1991 übernahm Roland Metzig die Gaststätte und führte sie bis Ende 2005. Zahlreiche jährliche Veranstaltungen bereicherten das gesellige Leben in Salow.
Frau Ullrich aus Pleetz führte Anfang 2006 als neue Pächterin umfangreiche Renovierungsarbeiten in allen Räumen mit Hilfe der Gemeinde aus. So konnte die Gaststätte Anfang Mai 2006 wiedereröffnet werden.
Die nicht durchgeführten Reparaturen und der hohe Verschleiß zu DDR-Zeiten hatten am
Gebäude erhebliche Spuren hinterlassen. Das Gutshaus war innen und außen in einem sehr schlechten Zustand. Nach und nach zogen fast alle Mieter aus den Wohnungen aus, und erheblicher Verschleiß kam zum Vorschein. Die Gemeindevertretung unternahm umfangreiche Überlegungen zum Verkauf, zur Nutzung und zur Rettung des Gebäudes. Letztlich entschied sie sich für eine gemeindliche Nutzung und umfassende Sanierung des zwischenzeitlich denkmalgeschützten Hauses.
Die Investitionssumme beläuft sich zwischenzeitlich auf etwa 700 000 € im Zeitraum
1990 - 2007. Schwerpunkte bildeten neben dem bereits erwähnten Gaststättenumbau die
Erneuerung a11er Fenster und Außentüren, der Innenausbau in der unteren Etage für den
Jugendklub und die Gemeinderäume einschließlich sanitärer Anlagen und die Eindeckung
des Hart- und des Weichdachs. Der Turm drohte 1993 einzustürzen. Zum 03.10.1994 konnte er zusammen mit der Eröffnung des Jugendklubs in alter Schönheit übergeben werden.
Auch die Fassade erhielt nach Ausbesserungsarbeiten einen neuen Anstrich und hat nun ihr altes Antlitz wiedererhalten. Zwei Wohnungen konnten Ende der 90er Jahre im alten Teil des Gutshauses rekonstruiert übergeben werden. Im Obergeschoss des zweigeschossigen Anbaus sind jedoch fast a11e Wohnungen nicht belegt und nicht rekonstruiert. Fehlender Bedarf und fehlendes Geld haben die notwendigen Arbeiten bisher verhindert.
Auch das Umfeld erhielt ein völlig neues Gesicht. Die vielen unansehnlichen Schuppen zum Schullandheim hin sind verschwunden. Die schlammige Zufahrt und der Innenhof sowie der Bereich bis zur ehemaligen Schule erhielten neues Pflaster. Der Bereich zu den Ställen und Garagen wurde mit Sträuchern begrünt und auf dem Gelände südlich des Gutshauses wurde ein Spielplatz eingerichtet. Die Gestaltung mit Begrenzungsmauer und
die Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern erinnert ein wenig, an den einstigen
Zustand während der Gutszeit.